Zunächst beginnt die Phase der Verliebtheit und Verschmelzung. Die zwei Menschen sind sich so nahe, wie möglich, sie suchen sich immer wieder, verbal und körperlich. Sie reden viel miteinander, sind neugierig, wollen sich kennenlernen und so oft und so viel wie möglich sehen. Die Vorstellung, dass alles, was man an dem anderen kennenlernt genau so sein könnte, wie man es sich immer gewünscht hat, verursacht die bekannten "Schmetterlinge im Bauch". Das Bedürfnis nach Nähe und Zweisamkeit ist nahezu unerschöpflich und Aspekte wie Selbstbestimmung oder Eigenständigkeit spielen in dier Phase fast gar keine Rolle.
Beide Partner sind in dieser ersten Phase sehr daran interessiert, sich attraktiv darzustellen, um den anderen zu gewinnen und an sich zu binden. Dabei werden u.U. eigene Interessen, Bedürfnisse, Hobbies usw. freiwillig vernachlässigt, und es wird sogar gegen die eigenen Gewohnheiten und Vorstellungen gehandelt.
Irgendwann ist die Zeit des Verliebtseins vorbei. Der Zeitpunkt ist in jeder Beziehung unterschiedlich und sogar bei dem jeweiligen Partner kann der Zeitpunkt ein anderer sein. Nun kehrt der Alltag in die Bezieung ein, der Partner wird nicht mehr durch die rosa Brille gesehen, sonder als Mensch mit Eigenheiten, Stärken, Schwächen und Macken, die uns nun auch stören können. Das Kennzeichen dieser Phase ist der Streit, die ersten ernsteren Konflikte finden statt, und die Phase des Widerstandes gegen die Verschmelzung beginnt.
Oft sind die Menschen der Ansicht, dass, wenn ein Streit entsteht, irgendwas schief gelaufen, und die Beziehung am Ende ist. Sicher, wenn der Streit ein permanenter Zustand ist, ist es eine berechtigte Frage, ob es zusammen weiter gehen soll. Aber Streit an sich ist kein Kriterium für eine misslungene Beziehung. Das ist erst der Fall, wenn für alle Beteiligten kein zufriedenstellender Ausweg mehr aus dem Konflikt gefunden wird. Streit ist ein Ausdruck für das Lebendige in einer Beziehung, gedarf aber der Bearbeitung und Zeit, die die Partner sich manchmal nicht dafür nehmen.
Nun beginnt die Phase der Distanzierung und Autonomie. Jetzt geht es darum, dass sich jeder wieder auf seine Eigenständigkeit zurückbesinnt. Nach der Zeit der intensiven Nähe, dem sich anschließenden Auseinandersetzen, folgt jetzt die Weiterentwicklung und Reifung der Beziehung. Eigene Interessen und Hobbies werden wieder sichtiger, eigene Themen gewinnen an Bedeutung. In dieser Phase geht es um die Ausgewogenheit von Nähe und Distanz innerhalb der Beziehung und um die Identität als Paar. Die Partner müssen innerhalb der gewünschten Gemeinsamkeit Grenzen ziehen, sich als Individuum weiter entwickeln können, und gleichzeitig das WIR-Gefühl immer wieder stärken. Dies ist ein dauernder und immer wiederkehrender Prozess.
Das bringt immer wieder Veränderung mit sich und führt in die nächste Phase der Wiederannäherung. Sich aus der Distanz anzunähern macht wieder neugierig und ist spannend und belebend für die Beziehung. Aus der Distanz kann Sehnsucht und das Vermissen des anderen erwachsen. Dadurch, dass der Partner wieder mehr seinen eigenen Interessen nachgeht, wird er neu erlebt mit ungekannten Seiten und Fähigkeiten. Das wirkt wieder anziehend auf die Partnerin, den Partner.
Danach folgt die Phase des Ankommens, des sich Zu-Hause-Fühlens in der Beziehung. Das gemeinsame Durchleben der verschiedenen Phasen und Krisen lässt das Paar reifen, die Beziehung ist stabil und gefestigt.
Das darf jetzt aber nicht so verstanden werden, dass alle Phasen hintereinander durchlaufen werden und dann ist gut. Es auch nicht ist so, das Phase 1 für die Jugend und Phase 5 für das Alter gedacht ist. Die Paarbeziehung unterliegt der Dynamik des Wechsels, d.h. dass im Laufe der Beziehung das Paar immer wieder von der einen in die andere Phase eintaucht, vorwärts und zurück geht. Auch die Verweildauer in den einzelnen Phasen kann sowohl von Paar zu Paar, als auch innterhalb der Paarbeziehung ganz unterschiedlich sein. Auch darin liegt ein Teil der Herausforderung als Paar.